Samstag, 12. Oktober 2013

An der Verteidigungslinie

»Ein Zeitzeuge berichtet

Am 14. September 2013 tagte im Luftfahrtmuseums in Finowfurt eine Zeitzeugenkonferenz zum Thema „Luftaufklärung und Luftspionage im Kalten Krieg“. Wie in der Vorbereitung der Konferenz zu ersehen war, sollte im Vordergrund eigentlich die Thematik „SR-71 und MiG-25“ stehen. Leider sagte der eingeladene SR-71-Pilot Graham ab. Der frühere Stabschef der in Finow/Finowfurt bis 1989 stationierten MiG-25-Staffel, OSL a.D. Cholod, sprach hingegen als Zeitzeuge über seinen Einsatz in der DDR. Er bezog sich dabei auf das in diesem Jahr erschienene Buch, in dem er im Mittelpunkt steht. Der Titel lautet: „An der Grenze – das Schicksal eines Menschen im Kontext des Kalten Krieges“. Während der Konferenz erfolgte sein erstmaliger Verkauf in Deutschland. Das Buch vereint an sich zwei in einem. Der erste Teil ist in russischer Sprache gedruckt, der anschließende zweite beinhaltet die deutsche Übersetzung. Hauptautor ist der Oberst a.D. Agarew, in der DDR Angehöriger der 82. Selbstständigen Funktechnischen Brigade. Er war z.B. im sowjetischen Funktechnischen Posten auf dem Brocken eingesetzt, der die Vorwarnung für einen SR-71-Anflug gab. Als Dolmetscher fungierte Roland Großer, Generalmajor a.D. (Chef Raketentruppen NVA). Das Buch trägt die ISBN 978-580877-200-0 und erschien 2013 im Verlag „Das russische Wort“. Es dürfte auch über das Luftfahrtmuseum in Finowfurt (16244 Schorfheide, OT Finowfurt, Museumsstraße 1) zu beziehen sein.

Alexander Iwanowitsch Cholod begann seinen Militärdienst 1967. Er flog die Jagdflugzeuge MiG-21, 23 und 25. 1981 wurde er zum Flugplatz in Finow versetzt, Basierungsort des 787. Jagdfliegerregimentes. In dieser Zeit begann die Umrüstung auf die MiG-25, verbunden mit dem Bau großer Flugzeugbunker/-deckungen im südlichen Teil des Flugplatzes. Die Angaben Cholods bezüglich der Anzahl der MiG-25 widersprechen sich dahingehend, ob nur eine oder zwei Staffeln MiG-25 existierten. Der Einsatz auf die SR-71 durch die MiG-25 ist nur allgemein beschrieben und ergibt nichts wesentlich Neues. Auch bei Nachfragen während der Konferenz hielt sich Cholod sehr bedeckt. Aus Sicherheitsgründen näherten sich die MiG-25 einer SR-71 nur bis auf wenige Kilometer. Für eine weitere Annäherung waren nach seiner Auskunft die Geschwindigkeiten zu hoch. In einem mit ihm geführten Interview geht Cholod im Buch auf die Dienstbedingungen, auf das Leben in der Kaserne, auf sein Familienleben während seiner Dienstzeit in der DDR von 1981 bis 1987 ein. Ebenso beschreibt er das für einen russischen Militärangehörigen schwierige Leben nach der Perestroika.


Das Buch ist ein Zeitdokument der besonderen Art und daher möglichen Interessenten sehr zu empfehlen. Im Museum Finowfurt konnte es für 20,- EUR erworben werden, wobei die Autoren nach Wunsch eine Widmung dazu gaben.