Sonntag, 28. August 2011

Libyen und keine Ende

Da hatte die NATO letzte Woche den Mund etwas zu voll genommen - man denke an die Brüder-Story - und noch eine gute Woche gebraucht um in der Hauptstadt den Widerstand der regulären Truppen niederzukämpfen und die libysche Regierung zu zwingen, sich zu verstecken. Nicht das hier wieder ein Osama-Hussein-Phantom hochgezogen wird, schau'mer'mal.

Wie es ausschaut, hat es die NATO mit ihrem, von der See und aus der Luft erfolgten, äußerst blutigen Großangriff auf Tripolis geschafft, die grüne Flagge der libyschen Jamahiriya durch das Banner der Monarchie zu ersetzen: "Wenn das Volk mich ruft, stehe ich zu Diensten."

Kriegsentscheidend war nach meiner Meinung nicht nur die ständigen Luftangriffe, die Ausbildung und Bewaffnung der sog. "Rebellen" und deren unmittelbare Anleitung sowie Teilnahme von "Spezialkräften" der NATO-Staaten am Boden, sondern die »massive eskalierte Propaganda und Falschinformationen, um einen psychologischen Schock zu erzeugen und das Regime zum Kollabieren zu bringen.«

Offensichtlich war es der NATO mit ihren weit über 20.000 Luftangriffen gelungen, sämtliche Kommunikations- und Kommandoverbindungen der Verteidiger zu unterbrechen. Nachdem das libysche Fernsehen und Rundfunk bereits weitgehend zerstört und in Tripolis mit als erstes erobert wurde, waren die libyschen Streitkräfte auf NATO-kontrollierte Massenmedien angewiesen und die schrien "Sieg", daß es selbst mir in den Ohren weh tat. Ein komplizierte Kampfbedingung ... fast "witzig", wie alte Verbote plötzlich einen Sinn machen:
http://ddr-luftwaffe.blogspot.com/2010/02/westfernsehen-in-der-nva.html

update (29.08.2011)
Auszüge aus einem Artikel der jw vom heutigem Tag:

»Beim Vorrücken in die Städte griffen dann Kampfhubschrauber mit ihrer ungeheuren Feuerkraft direkt in die Bodenkämpfe ein.

Wie schon in den fünf Monaten zuvor bestand die Hauptaufgabe der Rebellenmilizen darin, durch ihr Vorrücken die Verteidiger zu einer Reaktion zu zwingen. Sobald diese begannen, sich den Angreifern entgegenzustellen, wurden sie von Kampfjets und Hubschrauber unter Feuer genommen. Man wird wohl nie erfahren, wie viele tausend, praktisch wehrlose Verteidiger der libyschen Souveränität dabei massakriert wurden – viele, als sie bereits auf dem Rückzug waren. So versenkten ­NATO-Jets mehrfach Boote, auf denen libysche Soldaten aus unhaltbar gewordenen Stellungen zu entkommen suchten. Daß regierungstreue Kräfte trotzdem fünf Monate lang die Verteidigungslinien halten konnten, zeugt von bemerkenswertem Mut und Entschlossenheit weiter Teile der Bevölkerung, das bisherige Gesellschaftssystem zu schützen. Sie wußten sehr gut, was für das Land auf dem Spiel steht.
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Die Angriffe aus der Luft allein hätten die Wende nicht bewirkt. Spezialeinheiten der NATO-Mächte übernahmen auch am Boden die führende Rolle. Der israelische Militärinformationsdienst DebkaFile’s berichtete als erster, daß an der Spitze der Sturmangriffe auf Tripolis britische, französische, jordanische und katarische Elitetruppen standen. Großbritannien setzte demnach Kommandos des Special Air Service (SAS) ein, Frankreich »2REP«-Fallschirmjäger-Einheiten und Jordanien die »Königlichen Spezialkräfte«, die auf Straßenkämpfe und Angriffe auf befestigte Stellungen wie Ghaddafis Militär-Komplex spezialisiert seien. Angaben von DebkaFile sind aufgrund seiner Nähe zu israelischen Geheimdiensten mit Vorschicht zu genießen, sie wurden jedoch bald von der US-Nachrichtenagentur AP, britischen Zeitungen und der New York Times bestätigt.
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Die plötzliche »Verbesserung der Operationsfähigkeit« und »Koordination der Kampftätigkeit« der Rebellen-Milizen ließe sich nach Ansicht von Militärexperten ohne Beteiligung ausländischer Bodentruppen auch gar nicht erklären. Mit dem zunehmendem Einsatz von bewaffneten US-Predator-Kampfdrohnen sei der Weg für die vorrückenden Rebellen freigeräumt worden. Die Killer-Drohnen konnten auch in Stadtnähe »Präzisionsschläge« durchführen und so den Rebellen einen raschen Vormarsch durch Zawiya auf Tripolis ermöglichen.

Der britische Guardian (23. August) berichtete von der Beteiligung »einer Anzahl« aktiver Mitglieder britischer Spezialkräfte als auch von ehemaligen Soldaten des SAS, die schon lange als Söldner im Land sind. Auch Elitetruppen aus Frankreich, Katar und Jordanien seien wohl mit von der Partie.
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Nachdem der größte Teil der Hauptstadt in den Händen der Rebellen sei, hätten die SAS-Truppen, die in arabischer Zivilkleidung und mit denselben Waffen wie die Rebellen operieren, nun den Auftrag, Ghaddafi zu finden.

Eine Hauptfront beim Angriff war offensichtlich die der Propaganda ...«
http://www.jungewelt.de/2011/08-30/046.php

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