Donnerstag, 31. März 2011

Aus der Geschichte der 43.FRBr ( Folge 18 )












Vorbemerkung :

In der Folge 17 berichtete Detlef Merten über seine Dienstzeit als Wehrpflichtiger von 1981 – 1982 in der Fla – Raketenabteilung 4322 in Barth. Barth wurde aber nicht erst durch die Stationierung dieser Einheit der Luftverteidigung der DDR zum militärischen Standort – zwar mit Unterbrechungen, aber Soldaten gab es hier bereits schon früher. Ein Abstecher in die Geschichte von Barth zeigt es ... Dank des geschichtsinteressierten Maj.a.D. Karl Pirl, ehemals BC der Startbatterie und Stellvertreter des Kommandeurs für Rückwärtige Dienste in der FRA 4322, können wir einen Blick zurück werfen. Er hat dazu im Stadtarchiv recherchiert und die Ergebnisse in der Broschüre „ Barth als Garnisonsstadt „ in der Kleinen Schriftenreihe Regionalgeschichte veröffentlicht. Eine erweiterte, bisher unveröffentlichte Ausgabe, trägt den Titel „ Garnison Barth – Geschichte eines militärischen Standortes „. Wir berichten nachfolgend daraus als Teil I, Karl Pirl schreibt u.a. :


„ … In der sehr wechselvollen Geschichte der Stadt gab es Zeiten, in denen das Stadtbild durch hier stationierte Soldaten geprägt war. Nicht in allen Fällen brachte die Stationierung der Stadt einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufschwung. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass mit den Soldaten auch Not, Erniedrigung und Ausplünderung kamen. Letzteres trifft vor allem auf die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zu, insbesondere in den Jahren 1627 bis 1630, im Nordischen Krieg ab 1705 und in den Jahren der Franzosenherrschaft von 1807 bis 1813.


Nicht immer kamen die hier stationierten Soldaten von außerhalb ...
Schon Bogislaw X. verlangte von Barth, dass die Stadt 1523 für die eigene Verteidigung 16 Reisige und 60 Mann Fußvolk zu stellen hatte. In einem nicht datierten Verzeichnis sind sogar die Zahlen 250 Mann, 16 Pferde, 4 Rüstwagen und 4 Quartierschläge zu lesen. Von einer Garnison Barth kann jedoch erst ab 1762 gesprochen werden. Von 1762 bis 1772 lagen in der Stadt schwedische Husaren. Im Frühsommer 1813 wurde in Barth eine Fußbatterie der russisch-deutschen Legion aufgestellt und die Park-Kompanie ausgerüstet. Im Oktober gleichen Jahres rückten beide Einheiten zum Kriegsschauplatz zur Vertreibung und Zerschlagung des Napoleonischen Heeres ab. Im November 1816 legte die Preußische Regierung eine Kompanie reitende Artillerie in die Stadt. Sie bestand aus 3 Offizieren, 6 Unteroffizieren, 15 Bombardierern, 3 Trompetern und 57 Gemeinen mit 5 Weibern, 1 Chirurg, 76 Dienstpferden und 4 Geschützen. Für die Speisung der Gemeinen erhielten die Bürger täglich zwei Schilling. Die Offiziere aber verursachten ihren Wirten erhebliche Kosten, die nicht erstattet wurden. 1817 hieß der Befehlshaber der Kompanie Kapitän von Hertig. Die Kompanie gehörte zur 2. Artillerie - Brigade und blieb bis 1820 in Barth. Danach wurde sie unter Führung von Leutnant Ferdinant Röhl nach Stralsund verlegt.

Am 19.April 1848 wurde in Barth eine Bürgerwehr gegründet ...

Die Gründung schien geboten, um die Stadt vor Unruhen zu schützen. Vorausgegangen waren die Märzkämpfe in Berlin und anderen preußischen Städten. Die Anführer der Barther Bürgerwehr waren Herr Altermann Lönnies und Herr Düwahl. Im gleichen Jahr verfügte sie bereits über 319 Mann. Diese Männer waren gesetzlich erfasst und wurden für 1 Jahr verpflichtet. Sie hatten einmal wöchentlich mit der Waffe zu üben. Für den 25. Mai 1880 wurde in Barth eine Bürgerversammlung einberufen. Mehrheitlich beschlossen die Bürger ihre Zustimmung zum Bau einer Kaserne. Dieser Plan wurde jedoch von der kaiserlichen Regierung nicht umgesetzt ...


In den folgenden Jahren ereignet sich nur wenig, was mit der Militärgeschichte zu tun hat. 1888, wenige Tage nach dem Tode Kaiser Wilhelms I., stellte Geheimrat Prof. Dr. Westphal im Vorstand des Deutschen Kriegerbundes den Antrag, " dem verstorbenen Kaiser ein Dankesdenkmal als ein für alle Zeiten geltendes Symbol deutscher Einheit " zu errichten. Der Antrag wird von allen Landesverbänden angenommen. Die Errichtung des Denkmals soll auf dem Gipfel des Wotansberges im Kyffhäusergebirge in Thüringen mitten im Herzen Deutschlands erfolgen. Die enorme Bausumme von 1,5 Millionen Mark für das Denkmal wurde durch eine Sammlung in allen Kriegerkameradschaften aufgebracht. Auch die Barther Kameradschaft beteiligt sich an der Sammlung. Am 10. Mai 1892 erfolgt die Grundsteinlegung zum Denkmal, dessen Gesamthöhe 81 Meter beträgt. In Anwesenheit aller Landesfürsten und von mehr als zehntausend ehemaligen Soldaten aus allen Teilen des Deutschen Reiches wurde am 18. Juni 1896 das Denkmal, dessen Spitze eine mächtige Kaiserkrone als Sinnbild des geeinten Reiches ziert, durch Kaiser Wilhelm II. eingeweiht. Die Errichtung des Kyffhäuser-Denkmals löste um die Jahrhundertwende eine starke Bewegung aus. Höhepunkt ist die Gründung des " Kyffhäuserbundes der Deutschen Landeskriegerverbände " am 1. Januar 1900. Überall in Deutschland gründen sich weitere Kameradschaften, so auch in Barth. Bald sind es rund 22.000 Kameradschaften mit mehr als 2 Millionen Mitgliedern. Mit Begeisterung ziehen seine Mitglieder 1914 in den I. Weltkrieg. Auch die Schüler bekamen den Einfluss des Krieges zu spüren. Dem Lernziel der " Hingabe für das Vaterland, für Kaiser und Reich " folgend wurde die " Jugendwehr " gegründet. Diese diente der Vorbereitung der Jugend zum Kriegsdienst. Alle Schüler ab 16 Jahren mussten an den regelmäßig stattfindenden, körperlichen Übungen teilnehmen.

Die militärisch geprägte Geschichte von Barth im 20. Jahrhundert und seine Garnisonen beinhaltet auch den Barther Arbeiter- und Soldatenrat ...

Nachdem am 09. November 1918 in Berlin erst durch Philipp Scheidemann die „ Deutsche Republik “ und anschließend von Karl Liebknecht die „ Sozialistische Republik “ ausgerufen wurde, blieb es in Barth bis zum 12. November noch scheinbar ruhig. Um die Bevölkerung zu schützen, wurde am 09. November der gesamte Zugverkehr zwischen Rostock und Stralsund sowie zwischen Velgast und Barth eingestellt. Am 12. November kam die Revolution dann doch nach Barth, an diesem Tag traf der Kieler Obermatrose Pracht in Barth ein. Es wurde sofort eine Versammlung im Cafe " Vaterland " einberufen. Dort fand die Gründungsversammlung des Barther Arbeiter - und Soldatenrates statt, gleichzeitig wurden wichtige Beschlüsse gefasst. Zum Arbeiter- und Soldatenrat gehörten:


Gustav Westphal Otto Zander
, Richard Ebel Otto Grählert,Ernst Ristow Friedrich Mädrow, Robert Jörns, Willy Pracht,Otto Scharnow und Heinrich Wiese

Nach der Versammlung marschierten die Versammlungsteilnehmer zur Wohnung des Bürgermeisters Rose im Papenhof. Dem Bürgermeister wurde verständlich gemacht, dass es am nächsten Tag eine Zusammenkunft zwischen dem Arbeiter- und Soldatenrat und dem Magistrat geben muss. Die Fahrt des Bürgermeisters am nächsten Tag zur Kreisverwaltung in Franzburg wurde untersagt. Die Zusammenkunft mit dem Magistrat fand dann auch am 13. November statt, wo die Forderungen des Arbeiter- und Soldatenrates vorgetragen und angenommen wurden. Die Forderungen lauteten :


  1. Sicherstellung aller Lebensmittel der Stadt, Bestandsaufnahme als Grundlage für eine gerechte Verteilung

  2. Die Kommunalverwaltung bleibt vorläufig, wird aber vom Arbeiter- und Soldatenrat überwacht

  3. Das Bürgerschaftliche Kollegium wird aufgelöst, Neuwahl so bald wie möglich

  4. Frauen, die das 24. Lebensjahr erreicht haben, sollen das Wahlrecht erhalten

  5. Die Jugendwehr soll sofort aufgelöst werden

  6. Die Polizei wird dem Arbeiter- und Soldatenrat unterstellt

Diese Forderungen waren im Vergleich zu anderen Arbeiter- und Soldatenräten recht energisch. Das forsche Vorgehen des Barther Arbeiter - und Soldatenrates bewirkte, dass der Landrat Herr von Stumpfeldt alle Kräfte im Kreis Franzburg - Barth mobil machte, um gegen diesen vorzugehen.

Formal unterstellte er sich jedoch dem Arbeiter- und Soldatenrat. Nachdem Landrat von Stumpfeldt 1919 versucht hatte, den Gutsbesitzern über die Einwohnerwehren Waffen zu verschaffen, wurde er vom Bezirksarbeiterrat gestürzt. Herr von Stumpfeldt verschwand aus der Umgebung und nahm eine Stelle als Regierungsrat in Hannover an. Der Arbeiter- und Soldatenrat von Barth entwickelte sich zunehmend zu einem Hilfsorgan für die Lösung von Versorgungsproblemen, dabei trat die politische Einflußnahme zunehmend in den Hintergrund und büßt dadurch bei der Bevölkerung an Popularität ein. Auf Antrag eines Arbeitervertreters beschloss der Magistrat am 28. Februar 1920, dass der Barther Arbeiter- und Soldatenrat zum 31. März 1920 aufgelöst wird.

Als am 13. Mai 1920 der Kapp-Putsch begann, waren die Barther Arbeiter wieder zur Stelle. Zu den Einsatzgebieten der Barther gehörten Franzburg, Lüdershagen, Langenhanshagen und Martenshagen. Vorsitzender des Barther Exekutivkomitees war Heinrich Behrens. Er war für die Bewaffnung der Barther Arbeiter verantwortlich. Weitere Aufgaben waren die Organisation der Waffentransporte von Franzburg nach Barth, sowie die Versorgung der Bevölkerung. Heinrich Behrens wurde durch Bürgermeister Hans Rewoldt als Ehrenbürger der Stadt Barth ausgezeichnet … „ . - Fortsetzung folgt !


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